Tagebuch eines jungen Mädchens

12. August. Ich kann nicht jeden Tag schreiben, da ich die meiste Zeit bei den Warths verbringe. Oswald kann Robert nicht ausstehen, er sagt, er sei ein Schuft und ein Grünschnabel. Was für vulgäre Ausdrücke. Drei Tage lang habe ich nicht mit Oswald gesprochen, außer wenn es wirklich nötig war. Als ich Erna und Liesel davon erzählte, meinten sie, Brüder seien immer unhöflich zu ihren Schwestern. Ich sagte: Ich wüsste gern, warum. Außerdem ist Robert im Allgemeinen sehr nett zu seinen Schwestern. Sie sagten: Ja, vor dir, weil er sich dir gegenüber von seiner besten Seite zeigt. Gestern haben wir uns schlapp gelacht, als er uns erzählte, wie sich die Jungs über ihre Herren lustig machen. Die Geschichte mit den Zigarettenstummeln war zum Schreien komisch. Sie haben eine Gesellschaft namens T. Au. M., das heißt auf Latein: „Schweig oder stirb“ mit Anfangsbuchstaben. Niemand darf die Geheimnisse der Gesellschaft verraten, und wenn sie ein neues Mitglied aufnehmen, muss es sich komplett ausziehen und sich nackt hinlegen, und jeder spuckt ihm auf die Brust und reibt sie und sagt: „Sei einer von uns“, aber alles auf Latein.