Jenseits von Gut und Böse
Jenseits von Gut und Böse
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Der Wille zur Wahrheit, der uns zu mancherlei Wagnissen verführen soll, die berühmte Wahrhaftigkeit, von der alle Philosophen bisher mit Ehrfurcht sprachen, welche Fragen hat dieser Wille zur Wahrheit uns nicht alles vorgelegt! Welche seltsamen, verwirrenden, fragwürdigen Fragen! Es ist schon eine lange Geschichte; und doch scheint es, als hätte sie kaum begonnen. Ist es ein Wunder, wenn wir zuletzt misstrauisch werden, die Geduld verlieren und uns ungeduldig abwenden? Daß diese Sphinx uns endlich selbst Fragen stellen lehrt? Wer ist es eigentlich, der uns hier Fragen stellt? Was ist eigentlich dieser „Wille zur Wahrheit“ in uns? In der Tat, wir hielten lange inne bei der Frage nach dem Ursprung dieses Willens – bis wir zuletzt vor einer noch grundsätzlicheren Frage völlig stehen blieben. Wir fragten nach dem Wert dieses Willens. Gesetzt, wir wollen die Wahrheit: WARUM NICHT LIEBER die Unwahrheit? Und die Ungewissheit? Sogar die Unwissenheit? Das Problem des Wertes der Wahrheit stellte sich uns – oder waren wir es, die vor diesem Problem standen? Wer von uns ist hier Ödipus? Wer die Sphinx? Es scheint ein Rendezvous von Fragen und Verhörnotungen zu sein. Und könnte man glauben, dass es uns schließlich so vorkommt, als wäre das Problem nie zuvor aufgeworfen worden, als wären wir die Ersten, die es erkannten, zu Gesicht bekamen und das Risiko eingingen, es aufzuwerfen? Denn es aufzuwerfen birgt ein Risiko, vielleicht gibt es kein größeres Risiko.
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