Vögel in Stadt und Dorf

Dieselbe Nachtigall hielt eine kleine Überraschung für mich bereit. Sie beachtete mich zwar nicht, da ich am offenen Fenster saß, doch jedes Mal, wenn ich mich dreißig oder vierzig Meter vom Tor entfernte und den schmalen Weg entlangging, der davor lag, störte meine Anwesenheit sie und ihre Gefährtin nur allzu sehr. Sie umschwirrten meinen Kopf und stießen dabei zwei stark gegensätzliche Laute aus, mit denen sie ihre Besorgnis ausdrücken – den klaren, dünnen, klagenden oder jammern- den Ton und den tiefen, schrillen Ton – ein abwechselndes Klagen und Gürten. Eines Tages, als ich mich dem Nest näherte, zeigten sie sich unruhiger als sonst, flatterten dicht an mich heran und jammerten und krächzten heftiger denn je, als das Männchen auf dem Höhepunkt seiner Erregung plötzlich zu singen begann. Ein halbes Dutzend Töne erklangen rasch und mit großer Kraft, dann wieder ein leiser Klageschrei und in Abständen ein neuer Melodienausbruch. Dasselbe habe ich bei anderen Singvögeln beobachtet, bei Arten, bei denen die rauen, knirschenden oder durchdringenden Laute, die eigentlich heftige Emotionen schmerzhafter Art ausdrücken, fast oder ganz verloren gegangen sind.