Bildung: Wie alt das Neue

Keine Idee ist wahrscheinlich tiefer im modernen Denken verwurzelt, keine Meinung allgemeiner akzeptiert, keine Schlussfolgerung den meisten Menschen sicherer als die, dass wir uns in unserer kleinen Welt inmitten eines erstaunlichen Fortschritts befinden und dass unsere Generation irgendwo an der Spitze der Fortschrittspyramide steht, dorthin erhoben durch die Errungenschaften der Generationen vor uns. Wie der Hofdichter es am Ende des 19. Jahrhunderts ausdrückte: „Wir sind die Erben aller Zeitalter in den vordersten Reihen der Zeit“, und weil wir vom Fortschritt unserer Vorgänger zu ihrer Zeit profitieren, sind wir unseren Vorgängern natürlich in allem, was menschliches Glück und ein erfülltes Leben ausmacht, weit voraus. Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto weiter unten stehen die Menschen angeblich in allem, was für Intellektualität steht und die Möglichkeiten menschlicher Höchstleistungen darstellt. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass man den Generationen der Vergangenheit nicht so sehr ihre Rückständigkeit vorwerfen kann, sondern vielmehr das Unglück bedauern muss, dass sie, da sie früher in der Weltgeschichte lebten, nicht über die Vorteile verfügen konnten, die wir genießen, und deshalb nur viel niedrigere Stufen des menschlichen Fortschritts erreichen konnten als wir.