Die Essays oder Ratschläge Zivil- und Moral

Rache ist eine Art wilder Gerechtigkeit; je mehr der Mensch dazu neigt, desto mehr sollte das Gesetz sie ausmerzen. Denn das erste Unrecht verstößt nur gegen das Gesetz; die Rache für dieses Unrecht setzt das Gesetz außer Kraft. Gewiss, wer Rache nimmt, ist seinem Feind ebenbürtig; wer sie aber übergeht, ist überlegen; denn es ist die Aufgabe eines Fürsten, zu vergeben. Und Salomo sagt, da bin ich mir sicher: „Es ist des Mannes Ruhm, eine Beleidigung zu übersehen.“ Was vergangen ist, ist vorbei und unwiderruflich; und weise Männer haben genug mit Gegenwart und Zukunft zu tun; deshalb spielen sie nur mit sich selbst, die sich mit Vergangenem abmühen. Niemand tut Unrecht um des Unrechts willen, sondern um sich dadurch Gewinn, Vergnügen, Ehre oder dergleichen zu verschaffen. Warum sollte ich also jemandem zürnen, weil er sich selbst mehr liebt als mich?