Der Lehrer
Der Lehrer
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Doch die beiden bereits genannten Qualifikationen des Lehrers allein reichen nicht aus. Ich habe Menschen gekannt, die über eine mitfühlende Vorstellungskraft verfügten und denen man einen großen intellektuellen Reichtum nicht absprechen konnte, die aber dennoch als Lehrer versagten. Man braucht noch etwas Drittes: die Kraft, das Leben durch Lernen zu beleben. Wir bemerken nicht immer, wie sehr uns Wissen auf natürliche Weise angreift. Es ist ein widerwärtiger Stoff und lässt junge und gesunde Geister rebellieren. Und das ist auch gut so; denn wenn wir etwas lernen, sind wir gezwungen, die Welt zu zerlegen, sie Stück für Stück zu betrachten und sie unserem Geist Stück für Stück zu überlassen. Ein Fragment hat immer etwas Abstoßendes an sich. Jeder normal veranlagte Mensch muss entsetzt zurückschrecken, weil er spürt, dass das, was ihm vermittelt wird, wenig mit der schönen Welt zu tun hat, die er kennt. Wo gab es je ein gesundes Kind, das das Einmaleins nicht hasste? Ein Junge, der solche Abstraktionen wie sieben mal acht nicht verabscheute, wäre kaum der Bildung wert. Mit keinem Einfallsreichtum können wir das Wissen um diese unglückliche Eigenartigkeit beseitigen. Man muss es in unzusammenhängenden Portionen betrachten. So entsteht Aufmerksamkeit. Folglich muss jeder von uns bis zu einem gewissen Grad Spezialist sein, sich bestimmten Aspekten der Welt widmen und andere, ebenso wichtige, vernachlässigen. Das sind die Bedingungen, unter denen wir unvollkommenen Geschöpfe arbeiten. Unser Blick ist nicht weltweit.
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